Gestern war laut Meteorologen der letzte Spätsommertag. Ich habe ihn verbracht, indem ich mit lieben Menschen durch ein Maislabyrinth gestreift bin und mich darin fast verloren hätte. Und dann, nach einem warmen Abend, kam er wirklich mitten in der Nacht: der Herbst. Plötzlich ist es knackig frisch, die Kühle hat etwas Schneidendes und riecht anders. Mit einem Mal suche ich im Schrank nach den dicken Pullovern und den Wollsocken.
Und einmal mehr denke ich über diese Übergänge nach. Das Leben ist voll davon. Auch für mich hat sich viel verändert in diesem Jahr. Ich habe Entscheidungen getroffen, viele kleine und einige sehr große, die mich nun an diesen Punkt in meinem Leben geführt haben, in eine neue Wohnung und mit anderen Menschen, die mich umgeben, auch wenn die alten noch da sind. An Tagen wie diesen macht mich das besonders nachdenklich. Statt sie nur auszuhalten, sollten wir Übergange, ja selbst Trauer, auch abseits der klassischen Lebenswenden nicht bewusst so gestalten, dass sie feierlich den Beginn von etwas Neuem markieren? Beim Grübeln darüber bin ich auf einen schönen Text auf der Webseite von Business Coach Gesa Heiten gekommen. Er trägt den Titel: „Wie wir Wandel bewusst gestalten können“, hier ist er zu finden.
Gesa Heiten schreibt: „Übergänge sind Schwellenzeiten. Sie fordern uns heraus, weil das Vertraute brüchig wird, das Neue aber noch nicht trägt. In dieser Zwischenzeit liegt viel Kraft – wenn wir bereit sind, ihr Raum zu geben. Genau hier kommen Übergangsrituale ins Spiel: Sie geben dem inneren Prozess eine äußere Form und helfen, sich neu zu verorten.“
Gerade dieses Sichtbarmachen von Veränderungen ist etwas, das Menschen sich sehr wünschen. Wie einige vielleicht wissen, arbeite ich ja hauptberuflich für die Kirche – und dort spielen Lebensübergangsrituale eine ganz tragende Rolle. Menschen sehnen sich danach, Reifeprozessen, Lebenswenden und großen Veränderungen, die sich im Inneren manifestieren, auch einen sichtbaren Rahmen zu geben. Meistens sind das natürlich solche (sakramentalen) Situationen wie Geburt eines Kindes und Taufe, Erwachsenwerden (Kommunion und Firmung), Hochzeit, Sterben.

Für all diese Anlässe, diese Rituale wird der Raum festlich geschmückt, die Teilnehmen kleiden sich besonders feierlich, es werden Kerzen entzündet, schöne Musik gespielt, gemeinsam Texte gelesen und bekannte Worte miteinander gesprochen.
Warum sollten wir nicht auch kleinere Lebenswenden – eine Trennung, eine zerbrochene Freundschaft, einen neuen Job – mehr auf diese Weise für uns markieren? Es muss ja nichts Religiöses sein, Gesa Heiten schreibt in ihrem Text sogar völlig ohne Spiritualität über Wandel im Geschäftsleben. Und doch ist es für mich umso schöner, wenn im Privaten ein bisschen Glauben und Geist dabei ist.
Ein gut gestaltetes Ritual öffnet einen Erfahrungsraum, in dem Transformation möglich wird. Es markiert eine Schwelle, macht sie sichtbar – und ermöglicht, sie mit einem inneren Ja zu überschreiten. (Gesa Heiten)
Der Übergang in den Herbst geht mir in diesem Jahr besonders ans Herz, weil ich ihn anders erlebe als noch letztes Jahr in meinem Haus. Wenn Großes geschieht, macht einem das auch die eigene Vergänglichkeit so deutlich. Und die schwingt natürlich im Herbst in jedem herabfallenden gelben oder orangen Blatt.
Um diesen Wandel der Jahreszeit, diesen ersten Herbst in meinem neuen Lebensabschnitt bewusst zu gestalten, habe ich ein paar Ideen für Rituale gesammelt, die mir gut tun und die ich gerne mit Euch teilen möchte. Und ich wünsche Euch damit einen zauberhaften, gemütlichen Herbst.
Rituale, um in einen neuen Jahresabschnitt zu starten:
- Mit saisonalem Gemüse kochen und backen – Kürbis, Maronen, jetzt gibt es die guten frischen säuerlichen Apfelsorten
- Sich durch Duftkerzen schnuppern – es gibt zum Beispiel bei TK Maxx ganz wunderbare, manchmal überbordend intensive Duftnoten passend zur Jahreszeit
- Sich bei Starbucks einen Pumpkin Spice Latte leisten und ihn ganz bewusst genießen
- Die Wohnung putzen und lüften – Zeit, das Alte herauszufegen und das Neue hineinwehen zu lassen
- Die saisonale Kleidung aus dem Keller, Schrank oder der Kiste holen, rituell durchschauen und waschen
- Haustür und Wohnung dekorieren – am liebsten mit selbstgesammelten oder selbstgemachten Gegenständen. Zum Beispiel eine Glasvase mit bunten Blättern oder Kastanien füllen, Äste sammeln und sie mit bunter Wolle umwickeln, Zierkürbisse bemalen … Ich habe im Lauf der Jahre verschiedene Dekogegenstände angesammelt, die man je nach Jahreszeit einfach anders befüllen kann.
- Auch das Büro oder der Arbeitsplatz darf oft – bis zu einem gewissen Grad – jahreszeitlich geschmückt werden. Meine liebe Kollegin hat vergangenes Jahr Blüten ihrer Lampionblume mitgebracht, die wir in Gläser gefüllt haben, das sah sehr schön aus.
- Einen Stein bemalen oder etwas anderes gestalten – und sichtbar platzieren, um an die Veränderung erinnert zu werden
- Raus in die Natur gehen und genau beobachten, was sich gerade verändert, was abstirbt und die Form wechselt.
- Kastanien sammeln, klar
- Sich bewusst jahreszeitliche Aktivitäten vornehmen, zum Beispiel das Maislabyrinth. Wenn man keine Kinder hat, macht man so etwas oft gar nicht, aber mir scheint, mit Kindern taucht man intensiv ein in jede Saison, allein schon, um eine Beschäftigung für sie zu haben.
- Menschen zu sich einladen und saisonale Leckereien für sie zubereiten. Fühlt sich ganz anders an, als sie alleine zu genießen.
- Ein Tipp von Gesa Heiten: Mit einer Frage in die Natur gehen und mit einer Antwort wiederkommen. Geht auch beim Meditieren.
- Rituelle Körperpflege – eine luxuriöse Gesichtsmaske, ein langes Schaumbad, eine Dusche mit Aroma-Gel. Für Mutigere: Haare in einer jahreszeitlich passenden Farbe tönen.
- Fingernägel in einer herbstlichen Farbe lackieren – meine sind aktuell orange
- Und, ganz wichtig: Sich mit einem Blatt Papier und einem Stift hinsetzen und sich bewusst Gedanken zum neuen Abschnitt machen, der beginnt. Was sind meine Hoffnungen? Ängste? Was war gut an dem, was ich hinter mir lasse, was schlecht, was schmerzhaft? So gelingt es, den Geist auf etwas Neues auszurichten.
















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