#psyche: Fünf Fragen zu meiner Zukunft

Am Wochenende hat mich eine sehr viel jüngere Frau auf einer Party gefragt, wo ich mich in zehn Jahren sehe. Ich fand die Frage kurios, passt sie doch eher in ein Bewerbungsgespräch oder ein Blinddate, in das man mit der festen Absicht geht, einen potenziellen Ehemann zu casten. ;) Aber dann wiederum hatten wir uns schon länger sehr nett und tiefgründig unterhalten, sie hatte mir einiges von sich erzählt und ich dachte: Okay, wieso nicht, kann man ja mal drüber reden. Und auch länger drüber nachdenken.

Ich bin keine, die einen Zehn-Jahres-Plan in der Schublade hat. War ich noch nie. Ich wusste nur, ich will bis zu meinem 30. Geburtstag mein erstes Buch veröffentlichen. Dass ich beim Erscheinen von „Frankfurt liebt dich!“ schließlich 30 1/2 war, konnte ich verkraften, war halt so. Aber dadurch, dass meine Zukunftsvisionen sich primär an der Schreiberei entlang strickten und nicht an der Familienplanung wie bei vielen meiner Freundinnen, wusste ich auch, dass eigene Kinder in meinem Leben vielleicht keine übergeordnete Rolle spielen würden. Wenn ich vor einigen Jahren Kinder bekommen hätte, hätte mir schlicht die Zeit für meine Bücher gefehlt.

2017 ist mein zweites Buch „glueckskind“ erschienen – und genau wie beim ersten war das Jahr nach der Erscheinung geprägt von Lesungen, Interviews und vielen anderen Promotion-Auftritten. Mittlerweile habe ich mir die Autoren-Hörner etwas abgestoßen – und finde die Frage danach, wo ich mich in zehn Jahren sehe, gerade jetzt sehr spannend. Denn jetzt ist neben dem Schreiben vielleicht Raum für andere Dinge. Hier ein paar Antwort-Versuche.

Werde ich in zehn Jahren weitere Bücher geschrieben haben?

Geschrieben vielleicht, veröffentlicht vielleicht nicht. Meine beiden Bücher bedeuten mir viel und ich habe es sehr genossen, sie öffentlich zu präsentieren. Ich habe es geliebt, mit dem Publikum danach ins Gespräch zu kommen, über die Handlung zu diskutieren und mir eigene Lebensgeschichten meiner Leser anzuhören. All das ist wundervoll. Aber auch krass anstrengend. Man ist getrieben, man versucht wie ein Wiesel, überall einen Fuß in die Tür zu bekommen und tausend Kontakte zu knüpfen, weil es jetzt drauf ankommt, die kurzfristige Aufmerksamkeit so geschickt wie möglich zu nutzen. Aber ich bin so nicht, ich bin kein Verkäufertyp. Ich hab am liebsten meine Ruhe. Das Schreiben bedeutet mir mehr als das Präsentieren, weshalb ich momentan denke, dass ich mich eher darauf konzentrieren werde und vielleicht auch wieder mehr mit Lyrik und Kurzgeschichten experimentieren will. Aber trotzdem sollte man niemals nie sagen.

Werde ich in zehn Jahren ein Kind oder mehrere Kinder haben?

Sieht momentan nicht danach aus. Meiner Gesprächspartnerin auf der Party sagte ich, dass ich 2029 zumindest wissen werde, ob ich Mutter geworden bin oder nicht. Ich finde die Vorstellung, dass die Frage bis dahin beantwortet ist, wie auch immer die Antwort ausfallen wird, beruhigend.

Werde ich noch mit Björn zusammen sein?

Das kann ich mir sehr gut vorstellen. :) Vielleicht sind wir dann sogar verheiratet. Oder auch nicht. Meine Einstellung dazu ist ja eher unstetig, weshalb ich es jetzt auch nicht per se ausschließen würde. 2029 hätten wir unser 21-Jähriges. Eine unglaubliche Vorstellung, das wäre fast schon Silberhochzeit.

Wo werde ich wohnen?

Vielleicht in einem Häuschen mit Garten, vielleicht in einer Eigentumswohnung. Aber ich würde schon gerne versuchen, langsam Richtung Eigentum zu gehen. Ob mir und uns das gelingt, steht allerdings in den Sternen, momentan bin ich froh, dass ich mit meinem Ersparten eine Autoreparatur bezahlen könnte, wenn sie ungeplant käme.

Wo werde ich arbeiten?

Hoffentlich irgendwo, wo ich mich wohl fühle, wo ich meine Talente einbringen kann und geschätzt werde und wo ich beruflich weiter wachsen kann. Ich denke schon, dass ich auch in zehn Jahren noch Redakteurin sein werde – denn dieser Job ist aufregend und für mich genau richtig, fast jeder Tag ist anders und ich lerne immer noch dazu. Über die Entwicklung von Printmagazinen wird ja immer viel geschrieben und natürlich weiß ich nicht, wie das Medium aussehen wird, bei dem ich in zehn Jahren arbeite. Aber ich bin bereit, mich mitzuwandeln und anzupassen.

Das alles sind natürlich nur sehr vage Voraussagen. Und wir dürfen bei aller Orakelei nicht vergessen, dass wir unsere Zukunft selbst schreiben und jederzeit alles verändern können, was uns nicht glücklich macht.

Wo seht Ihr Euch in zehn Jahren? Wenn Ihr mögt, schreibt mir gerne in die Kommentare oder per Mail, mich interessiert zum Beispiel sehr, ob Ihr einen Zehn-Jahres-Plan habt.

9 Kommentare

  1. Schmunzel .. Ja, ich kann deine Einstellung nachvollziehen. Ich war teilweise auch mal so. Allerdings ist es nicht schlecht, auch einen „10-Jahres Plan“ in petto zu haben. Wer weiß!

    Allerdings hat meiner nur unvollständig geklappt. Insofern machst du es vielleicht besser.

    1. Besser bestimmt nicht – ich weiß, dass ich Ziele eher erreichen würde, wenn ich mir klare Etappen stecken würde. Aber außer im Job und beim Bücherschreiben sehe ich keine Notwendigkeit, sondern lebe lieber Woche zu Woche.

      Oh, warum hat dein Plan nicht geklappt? Pläne kann man übrigens auch selbst über den Haufen werfen, wenn man es sich anders überlegt. ;)

      1. Lach .. schmunzel

        Er hat deswegen nicht geklappt, weil das Leben (Krankheit, usw.) dazwischen gefunkt hat. Und teilweise natürlich auch, weil ich ihn über den Haufen geworfen habe. ;-)

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