Schmerzhafte Brüche lieber vergessen – oder sich bewusst erinnern?

Foto: Robert Anderson / unsplash.com

Gestern Abend habe ich die Geburtstage aus unserem „ewigen“ Geburtstagskalender in meinen neuen Jahrestimer übertragen. Dabei wurde ich wie immer ein bisschen traurig, denn zu einigen der Menschen, die dort drin stehen, habe ich längst keinen Kontakt mehr. Und ihre Namen zu lesen bringt natürlich die Erinnerung daran zurück, wie wir auseinander gegangen sind.

Dahinter steht nicht immer eine traurige Geschichte. Ein paar Kontakte sind einfach über die Jahre eingeschlafen. Oder die Wege haben sich getrennt, weil man selbst sich verändert hat. Ich denke zum Beispiel an zwei liebe Mädels, mit denen wir früher immer feiern waren. Das war einfach unser Ding. Doch seit etwa drei Jahren haben Björn und ich keine Kneipe mehr von innen gesehen, daher gibt es mit den Zweien keine Berührungspunkte mehr. Auf Social Media sind wir aber nach wie vor verbunden – und ich denke voller Sympathie an die beiden. :)

Aber natürlich gibt es auch Menschen, mit denen ich nicht im Guten auseinander gegangen bin. Wenige zwar, weil ich eigentlich immer an einem freundlichen, friedlichen Ende interessiert bin. Aber es gab zwei Jungs in meinem Leben, mit denen ich über zehn Jahre sehr, sehr gut befreundet war. Wir waren eine Viererclique, zwei Mädels, zwei Jungs, und ich hätte diese Menschen eher als Familie denn als Freunde bezeichnet. Doch 2014 gab es eine größere persönliche Veränderung innerhalb der Gruppe – und plötzlich ist alles zerbrochen, ohne dass ich überhaupt wusste, was passiert. Das war so heftig. Zurück blieben nur wir beiden Mädels, die Jungs waren vom einen auf den anderen Tag plötzlich verschwunden. Jeder Kontaktversuch meinerseits wurde komplett abgewehrt oder ignoriert, ich wurde auf allen Kanälen geblockt, Briefe blieben unbeantwortet – und einmal bekam ich, wenigstens von einem von beiden – ganz direkt die Antwort, dass ich bitte seine Nummer löschen soll. Bis heute, sechs Jahre später, weiß ich nicht, was ich falsch gemacht habe oder warum man mich so behandelt. Und bis heute schmerzt es sehr, wenn ich ihre Namen (und die ihrer Partnerinnen, mit denen wir ebenfalls befreundet waren) im Geburtstagskalender sehe.

Foto: Hipster Mum / unsplash.com

Ja, diese „ewigen“ Geburtstagskalender können schon fies sein. Sie zeigen einem, dass das Leben sich halt doch verändert, egal, wie überzeugt man davon ist, dass eine Freundschaft für immer hält. Vielleicht wird es mal Zeit für einen neuen „ewigen“ Kalender. Denn obwohl er zeitlos ist, ist seine Zeit vielleicht einfach abgelaufen. Andererseits gehören diese schmerzhaften Brüche ja zum Leben dazu, es gab diese sehr lebendigen, jahrelangen Freundschaften ja, weshalb es irgendwie auch nur ehrlich ist, sie nicht auszublenden, sondern den Schmerz über ihr Zerbrechen zuzulassen, jedes Jahr Anfang Januar aufs Neue. Also vielleicht doch am alten Geburtstagskalender festhalten? Und ihn als Stück der Biografie feiern, mit allen Höhen und Tiefen?

Wie schrieb meine Freundin Laura gestern auf Instagram zum Foto meines Geburtstagskalenders:

Das kenne ich gut. Jedes Jahr kommen ein paar dazu und andere gehen. Aber ich denke, das ist auch gut so! Die Wichtigen bleiben nämlich.

Und ich finde, sie hat sehr, sehr recht. Denn auch Laura ist eine, die ich erst 2018 als Kollegin kennengelernt habe – und die mir heute sehr fehlen würde, wenn ich sie nicht mehr hätte.

3 Kommentare

  1. Einen ewigen Kalender habe ich nicht, aber dieselben Gedanken, wenn ich Fotos oder das Video unserer Hochzeit ansehe. Wir sind auch nicht mehr mit allen in Kontakt, die damals als Freunde eingeladen waren. Aber die Erinnerung an gemeinsame Zeit und Erlebnisse bleibt, sie hat ihre Berechtigung. Und die wichtigen Menschen sind geblieben, umso klarer erkennt man den Wert dieser Verbindungen.

    1. Ja, genau! Sie waren euch wichtig genug, sie zur Hochzeit einzuladen – deshalb möchte man sie nicht einfach vergessen, sondern lieber dankbar zurückdenken.

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