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Lyrik des Tages: „Ich sah den Wald sich färben, Die Luft war grau und stumm“

Herbst

Emanuel Geibel

Ich sah den Wald sich färben,
Die Luft war grau und stumm;
Mir war betrübt zum Sterben,
Und wußt‘ es kaum, warum.

Durchs Feld vom Herbstgestäude
Hertrieb das dürre Laub;
Da dacht‘ ich: deine Freude
Ward so des Windes Raub.

Dein Lenz, der blütenvolle,
Dein reicher Sommer schwand;
An die gefrorne Scholle
Bist du nun festgebannt.

Da plötzlich floß ein klares
Getön in Lüften hoch:
Ein Wandervogel war es,
Der nach dem Süden zog.

Ach, wie der Schlag der Schwingen,
Das Lied ins Ohr mir kam,
Fühlt‘ ich’s wie Trost mir dringen
Zum Herzen wundersam.

Es mahnt‘ aus heller Kehle
Mich ja der flücht’ge Gast:
Vergiß, o Menschenseele,
Nicht, daß du Flügel hast.

3 Antworten zu „Lyrik des Tages: „Ich sah den Wald sich färben, Die Luft war grau und stumm“”.

    1. Ja – irgendwie berührend.

      1. ja, das ende ist auch so schön, das fazit mit den flügeln. und überhaupt ist das sehr schön gedichtet, irgendwie leichtfüßig und hat einen schönen klang, finde ich.
        was magst du daran?

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Über dezembra

Anne: Frau, über 40, Redakteurin, Buchautorin, kinderlos und verliebt ins Leben, bloggt über Zwischenmenschliches und Psychosoziales, über Frauenthemen und Arbeitsdinge, übers Reisen und das Leben ohne Schilddrüse.

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