Björn und ich sind seit zehn Jahren zusammen. Seit zehn Jahren und vier Monaten sogar schon. Wir teilen uns seit sieben Jahren eine Wohnung, planen unsere Zukunft gemeinsam und fühlen uns wie ein ganz normales Paar. Trotzdem spüre ich immer wieder, dass wir irgendwie nicht für voll genommen werden. Ich kann mir auch vorstellen, was der Grund dafür ist.
Wir sind nicht verheiratet. Und wir haben auch keine konkreten Pläne, diesen Zustand zu ändern. Wie ich an verschiedenen Stellen schon geschrieben habe, bin ich mir einfach nicht sicher, ob ich überhaupt an die Ehe glaube. Viel eher bezweifle ich, dass sie langfristig einen positiven Effekt auf eine Beziehung hat. Sowohl Björns als auch meine Eltern sind geschieden, wir sind also beide grundmisstrauisch. Und da wir uns beide nicht sicher sind, ob man heiraten oder das eher lassen sollte, verharren wir gemeinsam in diesem kritisch-abwartenden Zustand.
Ich glaube, dass wir absolut auf der gleichen Seite sind (dieser dem Englischen entliehene Ausdruck passt hier sehr gut, finde ich) – und dass das möglicherweise einer der Gründe ist, warum es mit uns schon so lange so gut geht.
Allerdings möchte ich hier gar nicht über die Frage schreiben, ob man heiraten sollte oder nicht.
Sondern darüber, warum ich als unverheiratete Frau einerseits sichtbarer, andererseits unsichtbarer bin. Deutlich sichtbarer als eine verheiratete Frau bin ich für andere Männer. Denn ich bin ja streng genommen noch zu haben, also theoretisch zumindest. Ich denke da an mehrere witzige TV-Szenen, in denen Frauen einfach unsichtbar werden, sobald sie ihren Verlobungs- oder Ehering tragen. Bei „Scrubs“ gibt es zum Beispiel eine solche Szene, ebenso bei „How I met your Mother“.
Deutlich unsichtbarer bin ich allerdings in der Betrachtung unserer Paarheit. Denn ich werde gerade von älteren Leuten und historisch gewachsenen Ehepaaren nicht als Björns vollständige Frau wahrgenommen, sondern als eine Übergangspartnerin, eine Bekannte, vielleicht eine WG-Partnerin. Meine Oma zum Beispiel vertritt defintiv die Haltung, dass das ja mit uns nichts Festes sein kann – und dass ich mir meinen Lebenspartner erst noch wählen muss. Das macht sie auch immer wieder deutlich, indem sie zum Beispiel von mir als „ledig“ spricht. Wtf?
Apropos ledig.
Ich finde es unmöglich verwirrend, dass sich unter diesem Begriff alles versammelt zwischen Singles ohne feste Bindungsabsichten, einsamen Herzen auf der Suche und Menschen wie uns, die seit einer Dekade ernsthaft eine Beziehung führen. Ich empfinde mich nicht als ledig. Werde ich irgendwo gefragt, wie mein Familienstatus ist, gebe ich deshalb, falls überhaupt, immer „In einer Beziehung“ an.
Auch die Gesellschaft wartet ungeduldig darauf, mich endlich labeln zu können. Bin ich noch ein Fräulein? Oder mit 36 eher eine alte Jungfer? Und kann ich überhaupt eine alte Jungfer sein, wenn ich doch eigentlich eine glückliche Beziehung habe, allerdings statt eines Eheringes lieber meinen wunderschönen Zehn-Jahres-Freundschaftsring an der rechten Hand trage (nein, das ist kein Verlobungsring!)?
Als verheiratete Frau hast du in der Gesellschaft ein ganz anderes Standing.
(sagt meine Mutter)
Es erschließt sich mir nicht, warum, aber es scheint, als werde verheirateten Frauen mehr Achtung entgegen gebracht. Ich frage mich, was sie achtenswerter machen soll als uns andere. Das kann doch unmöglich die Tatsache sein, dass sie ihre Familie und Freunde in einem Raum versammelt, einem anderen Menschen ein unhaltbares Versprechen gegeben und anschließend eine Torte angeschnitten haben?
Schön langsam habe ich keine Lust mehr darauf, mich wie eine Frau und ein Paar zweiter Klasse behandeln zu lassen. Wem geht’s ähnlich?






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