#lyrik: Ich in der Welt

Momentan bin ich in einer beruflichen Umbruchphase. Ich will mich verändern, weiterentwickeln und schreibe Bewerbungen. Bei den Gesprächen, die darauf folgen, werde ich immer wieder gefragt: „Wer sind Sie? Erzählen Sie uns von sich.“

Das – in Kombination mit den vielen großen Entscheidungen und Entwicklungen der letzten Wochen – macht mich nachdenklich. Denn die Frage, wer ich bin und woran meine Identität sich festmacht, ist nicht so leicht zu beantworten, wie man auf den ersten Blick denken würde. Deshalb habe ich mal ein paar Gedanken dazu aufgeschrieben, was mich eigentlich ausmacht.

Wie würdet Ihr die Frage „Wer sind Sie?“ beantworten? Wenn Ihr mögt, schreibt mir Eure Antwort gerne in die Kommentare, ich würde mich freuen, das zu lesen.

Ich in der Welt

Ich bin
Frau
Tochter
Tante
Freundin
Eine Liebe
Neue Liebe
Alte Liebe
Second Hand
Mit Vintage-Charme.

Ich klinge
Kehlig lachend
Gurrend fröhlich
Aufrichtig freundlich
Durch den ganzen Raum
Manchmal laut und manchmal leise
Viel zu ehrlich
Manchmal ernst
Gelegentlich nach verstopfter Nase
Und immer
wie ich selbst.

Ich bin über 30
Unter 40
Unter 100
Übern Berg
Über Null
Drüber weg
Und froh darüber.

Ich bin
Wertvoll
Humorvoll
Respektvoll
Erwartungsvoll
Kunstvoll
Freudvoll
Ideenreich
Meistens weich
Strubbelig und
Rotwangig
Gesund und
Glücklich.

Ich habe
Berufserfahrung
Lebenserfahrung
Schon viel gesehen
Reisestaub auf meinen Schuhen
Eine
Krankheitsgeschichte
Weltschmerz
Schon ein wenig g
elebt
Noch viele Wünsche.

 Ich wohne
Auf meiner Seite des Bettes
Neben meinem Handy
Auf meiner Yoga-Matte
Da wo Björn ist
Da wo der Bär ist
In unserer Wohnung
In meiner Straße
In meinem Viertel
Im Taunus
In der Welt
In mir selbst. 

Ich kann
Schreiben
Lesen
Reden
Lachen
Organisieren
Überzeugen
Erklären
Verstehen
Verrückt sein

Dein sein
Mein sein
Hier sein
Jetzt sein.

Ich brauche
Worte
Lachen
Sonne
Wind
Meer
Moos
Bäume
Luft
S   t   i   l   l   e 

Ich suche
Inspiration
Meinen Weg
Überzeugung
Identität
Mich selbst
In der
S   t   i   l   l   e 

Ich stelle
Ansprüche
Weichen
Mich vor
Mich manchmal an
Bei Regen unter
Im Leben auf
Mein Licht zu oft hintern Scheffel
Und meine Fragen in die Welt.

Hier bin ich, Welt.
Ich kann nur sein, wie
Ich bin, mit allen
Eigenheiten und
Kuriosen Hoffnungen

Und Neon-Träumen und
Narben und
Losen Fäden.

Hier bin ich, Welt.
Und das ist gut.

9 Kommentare

  1. Wunderbar, dies „Gedicht“, ganz großartig! So viel Frische und Lebendigkeit! So eine Offenheit und Enrlichkeit! So eine Weite und ein „Rundumblick“! Soviel Freiheit und Persönlichkeit! So ein Wagnis verbunden den mit menschlicher Wärme! … ich wünsche jedenfalls viel Glück mit solch einer persönlichen „Voratellung“ für eine „Bewerbung „. Sollte es dafür keine „Anbieter“ geben, weil Originalität selten gefragt ist, weil dort „unbekannt“, – so müssen sich doch andere umso mehr davon „angezogen“ fühlen, meine ich.

    1. Oh danke. :) Der Text ist nicht wirklich als Teil der Bewerbung geplant, aber andererseits, warum nicht. Ich finde es immer unheimlich wichtig, dass mein Gegenüber mich rundum als Mensch wahrnimmt, der ja auch Teil eines Teams und einer Gemeinschaft wird. Und das geht aus dem üblichen Anschreiben ja nicht wirklich hervor. Vielleicht sollte ich den Text bei der nächsten Bewerbung einfach dazupacken und schauen, was passiert. *g* Tatsächlich ist Originalität leider selten gefragt und würde wahrscheinlich eher belächelt. Dabei möchte ich natürlich sehr gerne an einem Ort arbeiten, der so einen persönlichen Vorstoß zu schätzen weiß…
      Und, hast du auch eine Antwort auf die Frage: „Wer sind Sie?“

      1. Ich bin “ im Werden“ und „in der Erprobung“ und wohl auch „in der Bewährung“ in vielerlei Hinsicht, vor allem jetzt hier im Netz auf meinem Blog.

      1. Ich find, das kann man nie beantworten… ich bin ein Buch, dessen letzte Seite noch nicht beschrieben ist. :-) Allerdings ist das wohl keine Bewerbungsgespräch Antwort 😋

  2. Hallo, ich versuche mich mal an eine Antwort: Ich bin Mama von zwei wunderbaren Söhnen. Ich will noch etwas anderes als Familienleben erfahren und erleben. Ich möchte für mich Geld verdienen und nicht nur vom Mann abhängig sein. Ich habe viel Energie und möchte was bewerkstelligen.
    Also, im Prinzip sich selber und die eigene Motivation beschreiben. Man definiert sich ja über Rollenbilder, Beruf und sozialer Stellung. Natürlich möchte jeder mehr sein als der andere 😊.

    PS: Viel fieser finde ich die Frage: Was sind Ihre Schwächen?

    1. Ja stimmt, diese blöde Frage nach den Schwächen … Und immer der hilflose Versuch, die Schwächen doch noch als Stärken hinzudrehen: „Ich bin ZU motiviert und ZU perfektionistisch in den Ansprüchen an meine Arbeit.“ Das nervt mich. Ich finde, Menschen dürfen und sollten Schwächen haben. Gerade letztens habe ich einen wunderbaren Artikel darüber gelesen, dass Bewerber mit Brüchen im Lebenslauf viel interessanter für Unternehmen sein können als solche, die immer nur geradeaus gegangen sind. Hier der Link: https://kress.de/news/detail/beitrag/144379

      Was sagst du denn auf die Frage nach den Schwächen? Ich glaube, für mein nächstes Vorstellungsgespräch werde ich mir da eine kleine Rede zurechtlegen. ;)

      1. Die Frage ist ja, ob man eine ehrliche oder eine geschönte Antwort gibt. Manche Schwächen wie nach Schokolade machen einen ja auch sympathisch. Oder man ist schlagfertig und sagt: „Stellen Sie mich ein und finden Sie es raus!“ 😁. Es ist echt schwierig.

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