Es ist November und ich bin zurück in Südafrika. Es hat ein paar Tage gedauert, aber mittlerweile bin ich auch emotional angekommen im vogelzwitschernden Frühsommer, in dem alles so opulent blüht, im wundervollen Licht, dem breiten Lächeln der Menschen und dem Takt unseres Zusammenlebens hier. Auch meine Yogamatte ist wieder mit dabei. Sie ist der Grund, warum ich jedes Zimmer, in dem ich übernachte, schon früh von unten sehe. Denn beim Yoga schaut man zwangsläufig unters Bett, den Schrank, das Regal. Dabei ist mir schon vor zwei Tagen aufgefallen, dass unterm Bett ein pinkes Wäschenstück liegt. Heute habe ich es herausgezogen – und siehe an, es ist ein Teil von mir, das wohl im letzten November unters Bett gerutscht und vergessen gegangen ist. Gut staubig war es, als ich es vorhin herausgezogen habe. Gut versteckt, gut geschützt hat es zwölf Monate hier überdauert. Während ich zu Hause mein ganzes Leben auseinandergenommen und wieder neu zusammengesetzt habe, hat es unterm Bett geschlummert, bewegungslos, ein Ding, das sich im Gegensatz zu vielen anderen Dingen in diesem Jahr nicht bewegt hat.
Vielleicht habt Ihr es schon zwischen den Zeilen meiner letzten Beiträge gelesen. Bei mir hat sich viel bewegt. Ich bin aus unserem Haus ausgezogen in eine Ein-Zimmer-Wohnung und habe eine sehr lange Beziehung beendet, weil ich nicht mehr glücklich war.
Es war ein langer, langer Prozess, der dazu geführt hat. Bisher habe ich hier nur vorsichtig darüber geschrieben, zum Beispiel in dem Text oben über die rote Lederjacke. Aber es ging mir schon lange nicht mehr gut. Vielleicht war das Ganze weniger eine Midlifecrisis, die ich im Text als solche benannt habe, als das Realisieren, dass mein Leben sich so, wie es ist, nicht mehr erfüllend anfühlt, ganz unabhängig von der Lebensphase. Ich möchte da nicht ins Detail gehen, das ist zu persönlich. Aber es war an der Zeit, etwas zu verändern. Und auch wenn ich weiß, dass das richtig so ist, war es ein sehr anstrengendes Jahr, eine sehr anstrengende Phase, die auch über den Jahreswechsel hinaus nicht aufhören wird, anstrengend zu sein. Denn es müssen viele Dinge organisiert werden, viel muss verkraftet und verarbeitet und besprochen und beweint werden, bevor ein Abschluss auch nur in Sicht ist.
Das ist okay, es gibt einfach solche extrem fordernden Phasen. Am Ende sind sie für etwas gut – und schon jetzt geht es mir besser als noch im Sommer. Das liegt auch daran, dass ich einen neuen Menschen an meiner Seite habe, mit dem das Leben wieder schön ist. Und auch daran, dass ich mit meinem Expartner noch gut reden kann und wir uns gegenseitig unterstützen in diesem komplizierten Prozess des Auseinanderfindens, an dem emotional, finanziell und juristisch doch mehr hängt, als man vorher denkt.
Veränderungen müssen umarmt werden
Dass ich jetzt mehr als 12.000 Kilometer von daheim entfernt bin, ist deshalb in diesem Jahr eine besondere Möglichkeit, Abstand zu gewinnen und Kraft zu tanken. Etwas merkwürdig fühlt sich dabei an, dass vieles hier immer noch so ist, wie ich es zurückgelassen habe, ein bisschen wie in einer exotischen Zeitkapsel am (fast) anderen Ende der Erde. Das hat etwas Beruhigendes, eine merkwürdige Stabilität, die vielleicht auch noch an anderen Orten, an die man immer wieder zurückkehrt, zu finden ist. Das macht mir bewusst: Nicht alles hat sich im vergangenen Jahr verändert. Und so gestärkt kann ich die Veränderung daheim in ein paar Wochen wieder neu umarmen.






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