Von der Unmöglichkeit, den Tag klar zu strukturieren

Freiberufler haben es doch wirklich nicht leicht. Mal gibt es Tage, Wochen und Monate, da hätte ich neben der normalen Arbeit mehr als genug Zeit, noch hier und da einen kleinen Auftrag zu erfüllen. Und das zusätzliche Geld für Werbetexte, Buchlektorate und freie Projekte kann ich natürlich auch immer gebrauchen. Dafür stehe ich morgens auch gerne mal früher auf, um vor der Redaktionsarbeit ein paar Zeilen zu schreiben, oder sitze nach Feierabend noch einige Stunden am Rechner. Aber es scheint einem geheimen Gesetz zu gehorchen, dass in diesen Zeiten, in denen ich die Kapazität hätte, einfach nichts reinkommt. Das kennen sicher auch andere Freiberufler. Und kaum trudelt dann irgendwann doch mal wieder ein freier Auftrag ein, passiert etwas, das ich immer wieder mit Erstaunen beobachte. Da klingelt plötzlich permanent das Telefon, das E-Mail-Postfach quillt über und ich hetze plötzlich von Besprechungstermin zu Besprechungstermin, denn jetzt will wieder jeder ein Stück von meiner Arbeitskraft. Das ist wie ein Strudel, wie ein Schneeballeffekt.

In diesen intensiven Zeiten häufen und stapeln sich die Aufträge. Da ist es wichtig, den Überblick zu behalten und genau zu wissen, was leistbar ist. Denn gerade am Anfang meiner Selbständigkeit habe ich einfach alles wahllos angenommen. Wer weiß schon, ob die Auftragslage im kommenden Monat noch genauso gut sein wird … Das sagen Freiberufler sich ja immer. Die Erfahrung hat mir jedoch gezeigt: Auch, wenn ich vor und nach meiner eigentlichen Arbeit als Redakteurin noch so viel zusätzlich erledige – irgendwie macht mich das nicht glücklich. Denn ich habe, wie jeder Mensch, nur ein bestimmtes Kontingent an Energie zur Verfügung. Und ist das verbraucht, geht es einfach an die Substanz.

KalenderDas musste ich bitter lernen. In meinem ersten Jahr als Freiberuflerin gab es Zeiten, als ich abends von der Arbeit kam, mir einen Kaffee kochte, mich direkt wieder an den Rechner setzte – und erst einmal anfing zu weinen. Langeweile kannte ich in dieser Zeit nicht, ruhigen Schlaf auch nicht, ich stand ständig unter Strom. Diesen Fehler will ich nie mehr machen, denn das fühlt sich alles andere als schön an.

Das Problem tritt natürlich verstärkt in Zeiten auf, in denen ich tagsüber neun, zehn, elf Stunden in der Redaktion arbeite und zusätzlich noch freie Aufträge händele. Aber auch, wenn tatsächlich mal ein richtiger Home-Office-Tag dazwischen liegt, ist es gar nicht so einfach, den Überblick über die vielen, vielen Dinge zu behalten, die dann erledigt werden müssen. Zeitmanagement bei Freiberuflern ist jedenfalls kein Einzelproblem, das zeigt der stetig wachsende Markt an Seminarangeboten zu dem Thema. Bücher, Seminare, schlaue Besserwisser – und viele empfehlen, morgens zunächst einen genauen Tagesplan zu erstellen, bevor man sich an die Arbeit macht. Wer selbst schon einmal in der Kommunikationsbranche gearbeitet hat, weiß allerdings, dass das totaler Mist ist.

Denn die ganze Zeit über klingelt das Telefon, kommt eine neue Mail, passiert etwas Unvorhergesehenes, das den Plan ohnehin über den Haufen wirft. Und diese ständigen Unterbrechungen bringen jeden aus dem Konzept. Die Strategie, die für mich persönlich am besten funktioniert, ist eine Prioritätenliste. Wichtige, mittelwichtige und auffschiebbare Dinge werden dort notiert – und nach dieser Reihenfolge abgearbeitet. Kommt etwas Neues dazu, wird es sofort dort einsortiert, anschließend widme ich mich wieder dem, was ich ursprünglich vor der Unterbrechung getan habe. So geht auch nichts verloren – sei es jetzt wichtig oder unwichtig. Und nichts ist so schön, wie einen Haken hinter eine erledigte Aufgabe zu setzen. ;)

Liebe Freiberufler dort draußen, wie organisiert Ihr Eure Arbeitszeit denn? Ich freue mich über Tipps und Erfahrungsaustausch.

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