#reisen: Mit dem Auto durch den Norden Kretas

Foto: Andreas M

Sanfte Sonne, funkelndes Meer, warmer Sand zwischen den Zehen und überall blühende Pflanzen: Kreta ist einfach zauberhaft, und im Frühling ganz besonders. Ich hatte das Glück, Anfang Mai eine wunderschöne Woche auf der griechischen Insel verbringen zu dürfen. Unser Hotel war in direkter Nähe zur Hauptstadt Heraklion (Griechisch: Iraklio). Von dort aus haben wir sieben Tage lang mit einem Mietwagen den Norden der Insel erkundet, oft abseits der üblichen Touristenrouten, und dabei Schönes und Schreckliches gesehen. Hier möchte ich Euch davon erzählen – und Euch ein paar Tipps geben, falls Ihr ebenfalls nach Kreta reisen möchtet. Wenn Ihr die Insel kennt und selbst Ratschläge habt, schreibt sie gerne in die Kommentare.

Trubelige Hauptstadt: Heraklion

Rund um Heraklion gibt es zahlreiche kleine Städte, Dörfer und beliebte Attraktionen. Deshalb ist die bunte, lebendige Inselhauptstadt ein sehr guter Ausgangspunkt, um den Norden der Insel zu erkunden. Hier gibt es schöne Hotels, teils direkt am Strand. Allerdings sind einige Orte nicht gut ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden, weshalb ich einen Mietwagen empfehlen würde.

Die Inselhauptstadt ist Anlaufziel zahlreicher Kreuzfahrtschiffe, und konsequenterweise ist sie genau so aufgebaut, dass sie für Menschen mit kurzem Aufenthalt gut funktioniert. Die Einkaufsstraße 25is Avgoustou (august 25th street) beginnt direkt am Hafen und führt ins Zentrum. Wer nur kurz da ist, belässt es vielleicht dabei. Wer weiter nach oben läuft, gelangt auf die Basarstraße 1866. Dort quetscht sich Laden an Laden, es gibt Keramik, Leder, ganz viel Touristenzeug. Gut zum Einkaufen, schlecht, wenn man sich nicht vor jedem Laden in ein Gespräch verwickeln lassen will. :)

Der Hafen von Heraklion

Wer die strikt auf Konsum ausgelegten, vorgezeichneten Touristenwege verlässt, sieht mehr von der Stadt und findet vielleicht sogar ein paar Orte, die sich anfühlen wie Schätze. Bei meinem ersten Kreta-Urlaub vor ein paar Jahren habe ich einen kleinen Park entdeckt, den Park El Greco, der eigentlich sehr zentral liegt, aber doch ein bisschen versteckt. Kein Geheimtipp, und doch ist es dort immer angenehm ruhig und weniger voll als auf dem Platz. Der Weg führt vom ersten großen Platz auf der 25is Avgoustou rechterhand zwischen Restaurants vorbei. Im Park kann man sich auf eine Bank setzen, im Schatten ausruhen, die Marmorbüste in der Mitte zwischen den rund angeordneten Bänken betrachten – und sich vielleicht sogar etwas zu essen holen und ein bisschen Stille genießen.

Achtung vor den Blumenmädchen, die jedem und jeder, die naiv dahergestapft kommen, einen gelben Blumenkranz aufs Haupt setzen und dann Geld dafür kassieren. Sie stehen zur Hauptsaison überall und werden richtig sauer, wenn man nicht zahlen will. Und noch eine Warnung, öffentliche Toiletten gibt es an verschiedenen Stellen in der Stadt – aber ich würde die direkt am Hafen meiden. Ab-artig. Weil es so schlimm war, habe ich ganz schnell zwei Fotos gemacht, die ich Menschen mit harten Nerven nicht vorenthalten möchte. :D Wenigstens haben wir da umsonst gepinkelt, ich hätte es nicht über mich gebracht, Geld dort zu lassen. Ich habe ja früher auch einen Klo-Blog geführt (www.klopapierprojekt.wordpress.com), aber so etwas Fürchterliches habe ich fast noch nie gesehen.

Auf Second-Hand-Schatzsuche: Der Pateles-Markt

Ebenfalls in Heraklion, aber an einer ganz anderen Ecke, ist der Wochenmarkt Pateles. Er findet donnerstags und samstags auf einem staubigen Platz mitten in einem Wohngebiet, etwa 1,5 Kilometer vom Hafen entfernt statt. Ich will immer unbedingt auf Wochenmärkte gehen, weil dort so viel echtes Leben stattfindet. So auch hier. Auf dem Pateles-Markt gibt es unglaubliche Mengen an frischem Gemüse und Obst, natürlich Leckereien zum Gleichessen und vieles, was man für den Haushalt gebrauchen kann. Und es gibt diese in südlichen Ländern sehr beliebten Tische mit Bergen von gebrauchten Klamotten. Alles unsortiert, alles von zweifelhafter Herkunft, in jedem Haufen kann sich ein Schatz verbergen. Wer sich traut, wie die Einheimischen einfach loszuwühlen, findet ganz, ganz wundervolle Sachen für 2 oder 3 Euro das Stück. Ich habe es getan und, was soll ich sagen – ich habe mehr gekauft, als gut für mich ist. Ein Traum! Einen Überblick über verschiedene Märkte auf Kreta gibt es hier.

Nasenfisch und Suppenschildkröte: CretAquarium

Wer auf Kreta ist, sollte unbedingt einen Besuch im großartigen Meeresaquarium einplanen. Das CretAquarium ist eins der größten Aquarien Europas und Lebensraum für über 2000 Meerestiere. Hier wohnen die „Suppenschildkröte“ Theodora, Skorpionfische, Haie, Kraken, Clownfische, Fische mit eindrucksvollen Nasen (Vogel-Lippfisch) und sehr sehr viele andere lustige Kreaturen. Zwischen den herrlich blauen Becken kann man locker ein paar Stunden verbringen und immer wieder Unglaubliches entdecken, während die Tiere majestätisch an den Besuchern vorbeigleiten. Wisst Ihr, wie ein Rochen von unten aussieht? Falls nicht, vor dem Becken unbedingt warten, bis er aufsteigt – wir haben so gelacht. :) Alle Infos gibt es auf www.cretaquarium.gr, Karten an der Tageskasse oder online vorab zum Beispiel auf getyourguide (nicht auf der Webseite selbst, die haben den Kartenvorverkauf outgesourct). Im Sommer ist es sehr voll, also besser vorbestellen, weil wegen der Pandemie die Anzahl der Leute, die gleichzeitig rein dürfen, noch begrenzt ist. Der Eintritt kostet um die zehn Euro pro Person, dazu kommt noch der empfehlenswerte Audio-Guide für drei Euro pro Stück (auch auf Deutsch). Mein Tipp: Unterhalb der Treppen gibt es einen netten Kiosk, der nicht überteuert ist. Dort kalte Getränke holen und dem kleinen Strand am Ende der Straße einen Besuch abstatten. Direkt daneben steht eine geisterhafte Ruine – und der Blick und die Ruhe sind einfach schön.

Touri-Overload: Hersonissos und Malia

An der Nordküste Kretas gibt es zahlreiche kleine und größere Orte, die alle ganz klar auf Tourismus ausgelegt sind. Zum Beispiel Hersonissos, ein Örtchen mit unglaublicher Einkaufsstraße und Restaurants direkt am Wasser, oder, wenn man ein paar Kilometer weiter fährt, die Party-Stadt Malia. Hersonissos hat mir im Grunde ganz gut gefallen, doch Malia, das Lloret de Mar von Kreta, war mir persönlich einfach too much. Zumindest von der Party-Meile Dimokratias geht ein richtig abgefuckter Vibe aus. Abgewrackte Discos, hässliche Ecken, eingeworfene Scheiben, alles tagsüber irgendwie trostlos. Man kann sich richtig vorstellen, wie feiernde Abiturienten hier nachts hinter die Mülltonnen kotzen. Aber natürlich gibt es in Malia auch echtes Leben – man muss einfach nur um ein paar Straßenecken biegen und sich von der Dimokratias fernhalten.

Das Venedig Kretas: Chania

Schneebedeckte Berge, davor eine Lagune und bunte Häuschen – kein Wunder, dass Chania (sprich: Haania) bei Touristen extrem beliebt ist. Das führt dazu, dass die Hafenstadt an der westlichen Nordküste Kretas im Sommer einfach viel zu voll ist. Besucher kommen Busseweise, alles ist gut organisiert und genau auf die Bedürfnisse von Tagestouristen zugeschnitten. In Chania kann man shoppen bis zum Umfallen, neben dem üblichen Touristenkrempel und Kunsthandwerk gibt es hier auch einige interessante Läden wie „Philly“ mit knallbunten 50er-Jahre-Kleidern und hier und da ein paar kleine Kunstgalerien. Die Menge an Besuchern, die sich durch die engen Gassen drängen, kann überwältigend sein. Deshalb habe ich mich richtig gefreut, als wir falsch abgebogen sind und in der der Ritzou Andrea standen, einer stillen, sehr entspannten Straße, in der man plötzlich wieder die Vögel zwitschern hört. I like.

Hellwach unterwegs: Autofahren auf Kreta

Ich bin auf Reisen gerne unabhänging, daher waren meine Freundin und ich auch diesmal wieder mit einem Mietwagen unterwegs. Auf diese Weise bin ich mittlerweile schon in vielen Ländern Auto gefahren, zum Beispiel in Spanien, Kroatien, Bosnien, Italien … Und ich kann nur sagen: Auf Kreta war es im Vergleich dazu besonders wild. Wer dort selbst fährt, sollte sich gut konzentrieren, aufmerksam und vor allem nüchtern sein. In Städten gilt oft das Gesetz des Stärkeren, und auch auf einspurigen Autobahnen wird kurz mal überholt, wenn man eine Schnarchnase vor sich hat. Dafür fährt der langsamere Wagen halb auf den Seitenstreifen oder ins Kiesbett, so dass die schnelleren Autos links vorbeiziehen können. Das kann richtig ins Auge gehen, wenn plötzlich Tiere wie Ziegen auf der Straße sind. Bei uns undenkbar, aber wenn es alle machen, funktioniert es irgendwie. Achtung, gerade auf viel von Touristen befahrenen Straßen wie der Küstenautobahn E75 ändert sich dauernd die erlaubte Geschwindigkeit, dazu wird heftig geblitzt. Google Maps zeigt die festinstallierten Blitzer an.

Weil der Straßenverkehr so wild ist, ist es umso wichtiger, einen Mietwagen mit gutem Versicherungsschutz zu nehmen – ich buche gerne bei Check24 das Rundum-Sorglos-Paket (keine bezahlte Werbung, ist wirklich fast unschlagbar). In Zagreb musste ich das nach einem Kratzer im Lack mal in Anspruch nehmen und war total beeindruckt, wie superschnell, unkompliziert und verbindlich mir an der Hotline geholfen wurde. Und noch ein Tipp: Wer wert darauf legt, schick zu fahren, sollte vielleicht ein Upgrade buchen. Auf Kreta hatten wir nun einen weißen, ziemlich zerdellten Fiat Panda und waren erst etwas enttäuscht, doch er hat uns viele hundert Kilometer treu gefahren. :)

Diesmal fiel es mir noch schwerer als nach meinem ersten Besuch, die Insel wieder zu verlassen. Ich liebe die entspannte Lebensweise dort, die Schönheit der Natur und die Gelassenheit derer, die schon immer dort gelebt haben. Es gibt noch viele Orte, die ich sehen möchte, vieles, was ich erkunden und probieren will. Deshalb werde ich sicher irgendwann wieder nach Kreta reisen.

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