Deliah und ich wären ja einfach losgezogen, um Fotos zu machen. Doch unser Fotograf Robin Kehl, der von vielem und vor allem von Fotos sehr viel mehr Ahnung hat als wir, starrte uns entsetzt an, als wir genau das vor ein paar Wochen bei unserem ersten Bildermeeting sagten. „Das geht auf keinen Fall!“, klärte er uns damals auf, als wir im Café Mondnacht in Bad Vilbel bei Kaffee und Rührei zusammen saßen und unsere Gehirne zum kreativen Glühen brachten. „Ihr müsst doch wissen, was Ihr wo fotografieren wollt. Wann für welches Foto die beste Uhrzeit ist. Welche technische Ausrüstung Ihr braucht. Und so weiter.“
An diesem Vormittag lernten Deliah und ich von Robin den schönen Ausdruck „Locations scouten“. Ich war sofort begeistert, denn das hört sich großartig professionell an. Deshalb hatte ich vor unserem Scouting-Tag am Karsamstag schon ein bisschen Bauchschmerzen, immerhin hatten wir schließlich dann doch einen genauen Plan zusammengestellt, nach dem wir die verschiedenen Stadtteile und markanten Punkte abklappern wollten. Die einzige Möglichkeit, konkrete Pläne zu machen – vor unserem eigentlichen Shooting Mitte Mai.
Doch was wir dann erlebt haben, hatte mit Bauchschmerzen eigentlich gar nichts zu tun. :) Denn Locations scouten macht einfach nur wahnsinnig viel Spaß. Wir unternahmen einen wilden und sehr herzensoffenen Streifzug durch die Stadt, ein Orte-Casting mit viel Kaffee, einer Menge Fußschmerz und noch mehr Gelächter. Eine Schatzsuche nach Winkeln, Orten, Plätzen, Cafés und Fluren, bunten Kacheln, Wandmalereien, verwunschenen Hausfassaden und verschnörkelten Türgriffen. Und ich kann nur sagen: Unsere Stadt hat ganz viele verschiedene Gesichter. Mal ist Frankfurt elegant und glänzend wie ein neues Zwei-Euro-Stück, mal abgeblättert, zerkratzt und schäbig wie ein geliebtes Kinderspielzeug.
Ganz besonders freue ich mich, dass eine In-Location im Bahnhofsviertel zugestimmt hat, uns dort shooten zu lassen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass all das ein schönes, rundes Frankfurt-Bild ergeben wird. Danke, lieber Robin Kehl, für deine Erfahrung und deinen fotografischen Blick, ohne den ich völlig aufgeschmissen wäre. Und danke, liebe Deliah Eckhardt, für dein Trendgespür und die piratenartig-unerschrockene Freude, mit der du dich einfach mal auf ein altes Fahrrad schwingst, obwohl der Besitzer daneben steht. ;)
„Mal ist Frankfurt elegant und glänzend wie ein neues Zwei-Euro-Stück, mal abgeblättert, zerkratzt und schäbig wie ein geliebtes Kinderspielzeug.“ Daran zeigt sich, finde ich, die originelle Schreibe, wenn solche ungewohnten Vergleiche kommen.
An einer Stelle bin ich wohl „old-fashioned“: Wenn ich „Ostersamstag“ lese und spontan denke: „Der kommt doch erst noch.“ Ach so, Karsamstag, übersetzt es in mir, und schon funktioniert es wieder.
Ah, danke für den Hinweis. :) Das wusste ich nicht, auch wenn ich katholisch bin. Wird gleich geändert.