Buchschreiben: Schreiben beim Frisör

Der 30. Juni ist mit einem riesigen, dicken roten Kreis in meinem Kalender markiert. Menschen, die diesen Blog regelmäßig lesen, wissen, dass ich an diesem Tag weder heiraten, noch mir das Gesicht tätowieren lassen werde. Nein, am 30. Juni ist die finale Deadline für mein Buchmanuskript. Ein Meilenstein in meinem Kalender, der sich dank der intensiven farbigen Markierung durch einige Seiten durchgedrückt hat und mich so schon ab Anfang Juni an den nahenden roten Kreis erinnert wird. Der 30. Juni also. Bis dahin muss alles, alles, ALLES fertig sein. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch ich selbst bis dahin fix und fertig sein werde. ;)

Die Menge an Text, die ich noch produzieren muss, scheint schier unschaffbar – und wird ständig größer. Denn nur, weil ich keine Zeit zum Schreiben habe, heißt das noch lange nicht, dass nicht ständig neue Ideen dazu kommen. Dauernd lese ich irgendwas, und ständig denke ich, wow, darüber muss ich eigentlich auch noch etwas schreiben. Dazu habe ich doch eine Meinung. Ich wünschte, mein Kopf würde einfach einmal Pause machen und mir nicht ständig ein noch größeres Arbeitspensum bescheren. Aber gut, besser so, als ideen- und antriebslos herumzuhängen und Angst vor dem leeren Blatt zu haben. Auch diese Zeiten kenne ich ja, genauso wie wohl jede Autorin und jeder Autor.

Schreibzeit muss also her. Und da der Tag nicht plötzlich mehr Stunden bekommen wird, muss ich mir diese kostbaren Minuten sozusagen aus den Rippen schneiden. Aber ja, es gibt sie ja, man muss sie nur finden. Gerüchten zufolge verbringt der Mensch fünf Jahre seines Lebens mit Warten! Es gilt also, diese ungenutzte Ressource anzuzapfen. Um Leerlaufzeiten effektiv zu nutzen, habe ich vor ein paar Tagen angefangen, meinen Laptop mit mir herumzutragen und sinnlose Pausen mit ernsthafter Arbeit zu füllen. Statt also heute morgen eine Stunde in einer schändlichen Klatschzeitschrift zu lesen (ach, ich vermisse diese unbeschwerten Tage des schamlosen Promi-News-Genusses), habe ich beim Frisör ein bisschen geschrieben, während meine Ansatzfärbung vor sich hin brutzelte.

Anne schreibt beim Frisör

Jetzt kann man sagen, boah ist das peinlich. Und angeberhaft. Und sinnlos. Aber so sinnlos ist das gar nicht. Immerhin habe ich eine ganze Seite geschafft und war so wunderbar abgelenkt von dem leicht bitzelnden Schmerz auf meiner Kopfhaut. Außerdem werde ich natürlich darauf angesprochen, was ich denn da schreibe – und kann so nebenbei gleich ein wenig Werbung für meinen Erstling machen.

Anne schreibt ein Buch„Ich wollte schon immer mal an der Entstehung eines Buches mitwirken“, sagte meine Frisörin Beate begeistert, als ich ihr erzählte, welche Art von Deadline da am Horizont dräut. Da musste ich ja wirklich mal lachen, so süß war das. Und dann fügte sie noch an: „Eine waschechte Autorin ist meine Kundin, ich fasse es nicht!“ Ach, das hat sich toll angefühlt. Ich wünschte, das alles wäre so glamourös, wie jeder es automatisch vermutet. Vielleicht kommt dieser Glamour ja noch, wenn die Arbeit erst einmal vorbei ist und ich tausenden kreischenden Fans mit der rechten Hand Autogramme gebe, während ich mit der linken meine echte Birkin Bag umklammere, die ich mir von meinen überhaus üppigen Tantiemen gekauft habe. Ich glaube es zwar nicht. Aber sobald mein Buch bei Hugendubel, Thalia und Weltbild im Regal steht, werde ich diese latenten „Geburtsschmerzen“ sicher schnell vergessen und glücklich und erleichtert sein. Das langt mir ja eigentlich schon, Glamour und Birkin Bags brauche ich ja eigentlich gar nicht wirklich. :)

Drei Punkte

5 Kommentare

  1. :cool: Dann wünsche ich dir viele tolle Lückenfüller! Und Danke für die nette Impression.
    Nicht jede Bloggerin (und Blogger? nicht besser..) würde ein Bild veröffentlichen von sich mit klitsche-klatsche-nassen Haaren beim Frisör. Dazu gehört Selbstvertrauen, Mut und .. ja, auch die Gabe, sich selbst relativieren zu können….

    1. Danke. :) Ich finde, das sind Alltagssituationen, die ihre ganz eigene Schönheit haben. Niemand ist doch immer nur top gestylt, auch wenn diese Photoshop-Welt uns das gerne vorgaukelt.

  2. Ich finde es weder peinlich noch angeberhaft, mit dem PC beim Friseur zu sitzen :)
    Zu viele Leute verschwenden ihre Zeit, wenn sie gelangweilt durch Käseblätter schweifen, die sie nicht mal interessierend, während sie warten, dass ihre Haare fertig sind! Seit ich immer ein Notizbuch mit mir rumschleppe, um Wartezeiten auszufüllen, bekomme ich zwar auch komische Blicke, was ich immer so zu notieren habe, aber man fühlt sich doch gleich sehr produktiv!
    Ich wünsche dir viel Erfolg bei dem Erreichen deiner Deadline! :)

      1. Das kam bisher noch nicht vor :D Aber es wollen öfter Leute meine Notizen lesen und verstehen dann nichts, weil ich kryptisch schreibe und Wörter aus lasse. Die Blicke sind dann Gold wert!

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