#reisen: 9 miese Wahrheiten über Dubrovnik – und 1 Geheimtipp

Es gibt viele, die Dubrovnik als schönste Stadt der Welt feiern. Doch das hat seinen Preis. Das historische Hafenstädtchen im Süden bildete bei unserer Reise durchs Land den Auftakt. Dabei stellte sich schnell raus: Dubrovnik ist zwar wirklich die Perle der Adria, allerdings auch nichts für schwache Nerven. Voll, laut, teuer – in diesem Artikel möchte ich Euch neun Dinge über das beliebte Urlaubsziel erzählen, die Ihr vor einem Besuch wissen solltet.

1. Deine Beine werden schmerzen

Wer in der historischen Altstadt wohnen will, muss gut zu Fuß sein. Denn innerhalb der Mauern fahren keine Autos. Das ist an sich kein Problem, denn die Wege sind kurz und alles liegt nah beieinander. Aber: Dubrovnik ist eine Stadt der Treppen. Wenn man die Altstadt vom Pile-Tor aus betritt, ist alles links oberhalb des Straduns (der zentralen, blank polierten Einkaufsstraße) nur über gnadenlos steile Steinstufen zu erreichen. Unser gemütliches kleines Häuschen befand sich zwar nur wenige hundert Meter vom Stadtkern, aber zugleich ganz oben an der Stadtmauer, höher ging es nicht. Vorteil: vom Schlafzimmerfenster aus hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf die Altstadt. Nachteil: Völlige Erschöpfung – und immer wieder die Frage, ob wir, wenn wir einmal im Häuschen angekommen waren, später wirklich nochmal runtersteigen wollten.

2. Der Stradun wird dich erst faszinieren und dann nerven

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Anne auf dem Stradun – absolutes Zentrum der Altstadt von Dubrovnik

Dubrovnik kreist um den Stradun. Hier flaniert man hoch und runter, hier drängelt man sich mit Millionen von anderen Touristen rund um Sehenswürdigkeiten, Geschäfte und Bankautomaten, er ist zwangsläufig Teil jedes Bummels. Grund ist der Aufbau der Altstadt, die naturgemäß innerhalb der Mauern liegt wie in einer Art Kessel. Das heißt, wer sich durch die Altstadt bewegt, wird immer wieder die gleichen Menschen sehen, an den gleichen Orten herauskommen, die gleichen Wege gehen. Das ist am Anfang nett, weil man sich kaum verlaufen kann. Doch wenn man einige Tage am Stück dort verbringt, nervt es irgendwann und man könnte klaustrophobisch werden. Apropos blank poliert: In Dubrovnik empfiehlt es sich auch bei über 30 Grad, Schuhe mit rutschfester Sohle zu tragen. Ich bin mehr als einmal auf den glatten Marmorstufen ausgerutscht, habe mir zum Glück aber nie ernsthaft weh getan.

3. Du bist eine unter Millionen

Wer sich dafür entscheidet, Dubrovnik zu besuchen, gibt seine Individualität am Eingang zur Altstadt ab. Touristen haben die Stadt fest im Griff, sie kommen jeden Sommer zu Millionen und machen die historischen Gässchen für Einheimische im Grunde unbewohnbar. So ein bisschen wie in Venedig fühlt sich das an – nur, dass man in Dubrovnik den Besuchern noch weniger Sozialkompetenz zutraut. Deshalb stellt man in Tordurchgängen gerne mal Absperrbänder auf, die anzeigen, dass man nur auf der rechten Seite des Weges in den Durchgang hineinlaufen soll. Links prangt dick und fett das internationale rote Zeichen für Einbahnstraße.

4. Dubrovnik ist sauteuer

Was passiert, wenn eine Stadt überlaufen und kompakt ist? Richtig, die Preise explodieren. Wenn die überschaubare Anzahl der Restaurants sich darauf einigt, die Preise anzuheben, müssen die Besucher zwangsläufig mitspielen und zahlen – oder sich nach draußen bewegen, worauf aber niemand Lust hat. Meine Reisebegleiterin Anne hat sich öfter über mich amüsiert und fand es sicher auch manchmal nervig, wenn ich mich aufgeregt habe, aber ich habe keine Lust, mich abzocken zu lassen. Und 30 Euro für ein normales Abendessen sind viel, egal wo.

5. Du darfst anstehen, um überteuert zu essen

Das Absurde ist: Obwohl es so teuer ist, gehen die Leute massenhaft essen. Klar, das gehört natürlich zum Urlaub dazu – und draußen zu sitzen, lecker zu schlemmen und dabei die vorbeiziehenden Menschenmassen zu beobachten ist einfach das Beste. Doch weil der Platz in Dubrovnik begrenzt ist, gibt es eben auch nur begrenzt viele Restaurants. Viele Touris, mittelviele Restaurants = lange Schlangen vor den Eingängen. Da kann es schon mal passieren, dass du bereit bist, 30 Euro für ein Gericht zu bezahlen, und trotzdem weggeschickt wirst. Nicht schön. Also immer frühzeitig, am besten schon am Vortag, reservieren.

6. Du wirst GOT-Drehorte fotografieren, auch wenn sie dich eigentlich nicht interessieren

„Shame! Shame!“, hallt es von den Stufen der Jesuitentreppe. Was für den Normalmenschen erstmal merkwürdig klingt, ist für Fans von „Game of Thrones“ normale Härte, denn sie wissen, dass hier Cersei Lannister, Mutter des verhassten König Joffrey, nach dessen Tod ihren berühmten „Walk of Shame“ absolvieren musste. WTF, fragst du? In und um Dubrovnik wurden große Teile der beliebt-blutigen Serie gedreht. Und viele Touris interessieren sich weitaus mehr für das, was die fiktiven Charaktere hier erlebt haben, als die tatsächliche Geschichte der Stadt. Fair enough. Irgendwie fand auch ich es spannend, die berühmten Orte zu sehen – und ja, an der Shame-Treppe habe ich Anne genötigt, mich im Cersei-Style zu fotografieren. Doch ins GOT-Museum hat es mich dann doch nicht gezogen. ;)

1568569780678.jpg7. Alles für Instagram

Wer wie wir am Onofriobrunnen sitzt und ein Eis isst, wird etwas Merkwürdiges beobachten: An einer Hausfassade ragt ein Stein heraus, in den ein fratzenartiges Gesicht hineingemeißelt wurde. Immer wieder nehmen Menschen Anlauf, springen auf den Steinvorsprung und versuchen, die Balance zu halten, während ihre Freunde sie anfeuern und die waghalsigen Aktionen mit dem Handy festhalten. Eine Google-Recherche ergibt: Es handelt sich um einen Wasserspeier namens Maskeron – und eine Legende besagt, dass man die wahre Liebe findet, wenn man auf den Steinkopf springt, die Balance hält und mit dem Gesicht zur Wand sein Shirt auszieht. Die meisten scheitern kläglich, klar. Aber es ist eine ziemliche Gaudi, dabei zuzusehen. Immerhin, denn die Legende ist schon lange zum Instagram-Gag verkommen. Generell sind Dubrovnik und Instagram ein Matchmake aus der Hölle. Ich bin ja selbst bei Insta und habe auch sehr aktiv aus Kroatien gepostet, meistens Naturaufnahmen oder Meeresfrüchte vom Grill. Aber ich glaube, ich habe in Dubrovnik einfach zu viele Mädels gesehen, die bei 32 Grad auf der Stadtmauer voll geschminkt im Modebloggerstyle für Insta posieren – statt sich für die Geschichte der Stadt zu interessieren. Und das deprimiert mich. Es deprimiert mich sogar sehr.

8. Menschen werden versuchen, Euch Trinkwasser zu verkaufen, obwohl es draußen kostenlos fließt

Man kann in jedem Laden stilles Wasser kaufen. Man kann aber seine Flasche auch an einem der Trinkwasserbrunnen in der Altstadt auffüllen. Also nicht an kleinen Fontänen, sondern den ganz richtigen Brunnen wie dem schicken Onofriobrunnen aus dem 15. Jahrhundert, aus dem bis heute Trinkwasser fließt. Am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich habe es gemacht und die Bauchschmerzen sind ausgeblieben.

9. Alles kostet 30 Euro

Stadtmauerrundgang? 30 Euro bitte. Seilbahnfahrt? 30 Euro, danke sehr. Das summiert sich zu einem ziemlich teuren Vergnügen. Dabei gibt es einige wenige Unternehmungen, die fast gratis sind. Zum Beispiel, an einem heißen Abend mit einer Flasche Wein aus dem Supermarkt auf der Hafenmauer zu sitzen und auf die Dunkelheit des Meeres zu schauen. Für mich einer der schönsten Momente während unseres Aufenthalts in Dubrovnik.

Genug gemeckert: Mein Geheimtipp

Die Aussicht vom Mount Srđ ist spektakulär schön. Allein dafür lohnt es sich schon, mit der Seilbahn (Dubrovnik Cable Car, www.dubrovnikcablecar.com) hinaufzufahren. Aber wirklich besonders wird es, wenn man die Aussichtsplattform mit Restaurant verlässt und einen Speziergang ins bergige Hinterland unternimmt. Nach vielleicht zehn Minuten gelangt man auf ein karges Steinfeld. Hier haben Menschen Türme aus Steinen aufgeschichtet, die nur durch ihr bloßes Eigengewicht halten. Zusammen mit dem glänzenden Meer, der guten Luft, der stillen Einsamkeit und der Weite, die unten in der Stadt fehlt, ein magischer Ort.

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