Nachdem Anne und ich 2018 durch Schottland gereist sind und nach zehn Tagen und sieben Hotelzimmern völlig erschöpft zurückkamen, hatten wir uns für unsere Kroatien-Rundreise (#reisen: 900 Kilometer durch Kroatien und Bosnien) vorgenommen, es ruhiger angehen zu lassen. Weniger oft umziehen, lieber länger an einem Ort bleiben und von dort aus die Umgebung erkunden, das war der Plan. Doch so richtig gut geklappt hat das wieder nicht.
Und obwohl es auch diesmal wieder saumäßig anstrengend war, ist das okay. Denn wenn man sich ein Land erreist, will man sich ja fortbewegen. Man steht unter Strom, ist neugierig und erfährt erst unterwegs von Orten, die man vorher noch gar nicht auf dem Schirm hatte. So geht’s uns natürlich auch. Wenn wir erstmal unterwegs sind, gibt immer so viel, das wir sehen, probieren und erleben wollen, dass wir unsere Idee, länger an einem Ort zu bleiben, immer schnell wieder verwerfen. Und weiterziehen, bevor wir überhaupt richtig angekommen sind, weil schon die nächste Stadt und der nächste magische Ort warten.
Ich habe Euch gestern ja schon verraten, dass ich vorher keinerlei Airbnb-Erfahrung hatte (#reisen: Mein allererstes Airbnb-Erlebnis). In diesem Beitrag möchte ich Euch nun von den vielen verschiedenen Wohnungen erzählen, in denen wir auf unserer Reise gewohnt haben – mal kürzer, mal länger. Insgesamt haben wir in den zwei Wochen in acht verschiedenen Betten geschlafen, davon sieben Airbnbs und ein kleines, sehr privates Hotel, in dem es nicht mal eine Rezeption gab. Alle haben wir erst eine Nacht im Voraus gebucht, mit Ausnahme von Dubrovnik und Zagreb, unserem Start- und Endpunkt.
Das, was ich Euch im Folgenden erzähle, ist nur meine persönliche Meinung, ich weiß, dass meine Freundin Anne vieles von dem, was wir erlebt haben, weniger dramatisch oder intensiv empfunden hat. Außerdem ist sie a) insgesamt gelassener als ich und b) ist es ihr nicht so wichtig, wo sie übernachtet, da sie ja eh nur zum Schlafen dort ist. Bei mir ist das eine ganz andere Sache, ich muss mich wohl und sicher fühlen, sonst mache ich kein Auge zu …
Stopp 1: Dubrovnik / Lost in Translation
Mein allererstes Airbnb überhaupt – und das fing gleich so richtig gut an. Denn die englischsprechende Gastgeberin hatte ja schon angekündigt, dass sie nicht persönlich vor Ort sein würde, um uns zu begrüßen. Stattdessen sollte ihr Onkel Antun uns in Empfang nehmen. Nachdem wir mitten in der Nacht keuchend und schwitzend unsere Koffer die Stufen bis hoch zur Stadtmauer geschleppt hatten (Dubrovnik besteht gefühlt nur aus Treppen), klingelten wir an der vereinbarten Adresse, doch es machte keiner auf.
Nachdem wir einige Minuten gewartet hatten, beschloss ich, die Gastgeberin über die Airbnb-App zu kontaktieren. Sie rief sofort zurück und meinte, ihr Onkel habe sicher die Klingel nicht gehört, sie würde ihn anrufen. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet – und vor uns stand ein breit lächelnder Senior, der uns freundlich hereinwinkte. Wie sich allerdings schnell herausstellte, sprach er kein Wort Englisch, sondern nur Kroatisch. Das hielt ihn aber trotzdem nicht davon ab, uns eine detaillierte Hausführung zu geben. Wir nickten freundlich und mit Händen und Füßen ging es auch einigermaßen, aber es hatte schon wirklich etwas Komisches, wie er uns mitten in der Nacht lebhaft plaudernd durch die Räume seines Hauses scheuchte.
Nach der Hausführung platzierte Onkel Antun uns am Küchentisch und holte eine Flasche Schnaps aus dem Kühlschrank. Nach zwei Runden war es uns dann auch schon egal, dass wir nichts von dem verstanden, was er uns da so freundlich erzählte. Wenig später verabschiedete er sich lächelnd, schlurfte über die Terrasse die Treppen hinunter ins Souterrain, wo er, wie sich herausstellte, mit seiner Frau wohnte, und ward danach kein einziges Mal mehr gesehen, nicht mal mehr zur Verabschiedung. Airbnb-Skurrilitätsfaktor: 4 von 5
2. Stopp: Mljet / In2Infinity
Nach der abenteuerlichen Ankunft und drei Tagen Dubrovnik beschlossen wir, uns als nächstes etwas Schickes zu gönnen. Wir buchten über Booking ein ziemlich teures Hotelzimmer – es sollte das Einzige unserer kompletten Reise bleiben – auf der Insel Mljet, das mit einem wunderschönen Infinity-Pool warb. Für mich nach dem Airbnb-Erlebnis eine regelrechte Entspannung, schließlich stellte ich mich darauf ein, dort gemütlich und unkompliziert an einer Rezeption einzuchecken. Kurz darauf schrieb mir die Besitzerin eine Mail, wir sollen bitte sagen, um wieviel Uhr wir ungefähr ankommen würden, da sie nicht die ganze Zeit über da sei. Gut, wieder nichts mit anonymer Hotel-Atmo. Als wir ankamen, begrüßte sie uns bereits vor der Haustür und gab uns sofort eine Privattour, diesmal allerdings auf Englisch. Die „Villa Mirosa“ in Saplunara hat nur acht Zimmer und war zu diesem Zeitpunkt komplett ausgebucht. Es gab den tollen Pool vom Foto, weiter oben einen Whirlpool mit Meerblick und unten ein kleines Restaurant, das tagsüber nicht so aussah, als sei dort abends sonderlich viel los. Wir checkten ein, fuhren zum Strand, verbrachten danach noch herrliche Zeit im Infinity-Pool und dem Whirlpool und aßen abends wunderbar frische Meeresfrüchte vom Grill in dem plötzlich voll besetzten Restaurant. Weil es uns auf Mljet gut gefiel, beschlossen wir, eine weitere Nacht zu bleiben. Allerdings in einer günstigeren Unterkunft.
3. Stopp: Mljet / In2Budget
Nachdem wir den ganzen Tag im Nationalpark Mljet verbracht hatten, kamen wir abends ziemlich müde in Polače an. Der Ort ist ein kleines Touristennest, in dem sich ein Restaurant ans nächste reiht, und lebt wahrscheinlich vor allem von den Besuchern des Nationalparks. Uns war’s recht, wir wollten ja sowieso nur übernachten und dann weiter. Wir hatten ein kleines und günstiges Airbnb in hinterer Meerreihe gebucht, zu dem wir nicht mit unserem ziemlich großen Auto fahren konnten. Also zerrten wir die Koffer den asphaltierten Weg entlang. Das Haus, das wir unter der angegebenen Adresse fanden, sah nicht besonders einladend aus: eine nackte Betontreppe, Unkraut und von hinten noch schlimmer als von vorne. Doch die ältere Hausfrau, die uns die Tür aufmachte, führte uns in eine halbwegs freundlich eingerichtete und moderne Wohnung, also war alles gut. Nur unsere vom Baden im Nationalpark nassen Sachen draußen auf der Wäscheleine über einem schmuddeligen Abgrund aufzuhängen war ein ziemlich hartes Erlebnis – keine Ahnung, wie wir dort drangekommen wären, wenn etwas von der Leine gefallen wäre. Anne fand es allerdings nicht ganz so wild wie ich. Airbnb-Skurrilitätsfaktor: 2 von 5
4. Stopp: Mostar / In Love
Die größte Überraschung der ganzen Reise war für mich die Wohnung, die wir für eine Nacht im bosnischen Mostar gebucht haben. Toll geschnitten, groß, superhübsch eingerichtet, komplett frisch saniertes Bad, eine unkomplizierte, professionelle Vermieterin, die mehrere Airbnb-Wohnungen im gleichen Gebäude betreibt – ein rundum perfektes Erlebnis. Ich wollte gar nicht abreisen. :) Airbnb-Skurrilitätsfaktor: 0 von 5
Stopp 5: Split / Zerbrochene Scheiben und zwei müde Beine
In Split haben wir zwei Nächte in einem Ein-Zimmer-Apartment verbracht, das zwar Blick aufs Meer hatte, aber schon ein paar Minuten von der Stadt entfernt lag. Für Anne war das alles ganz easy, mir allerdings taten die Beine und vor allem der Fuß, mit dem ich schon vor der Abreise nach Kroatien etwas Probleme hatte, teuflisch weh auf dem laaangen Weg in die Stadt (angeblich nur zehn Minuten, aber da runden Airbnb-Vermieter gerne großzügig ab, wie ich auf der Reise mehrfach erlebt habe). Unser Gastgeber Stipe, der mit Frau und Hund in der Nachbarwohnung lebt, war sehr nett und ebenfalls nach der Begrüßung nicht mehr gesehen. Die Wohnung war süß, frisch renoviert und makellos sauber, das Haus selbst allerdings echt fies, inklusive zerbrochener Schreiben im Treppenhaus und verrosteten Briefkästen. Darüber darf man halt nicht nachdenken, wenn man in der schönen Wohnung im Bett liegt. Airbnb-Skurrilitätsfaktor: 2 von 5
Stopp 6: Šibenik / Transparente Badtür, anyone?
Ich weiß, dass ich krass empfindlich bin. Und ich kann mir vorstellen, dass Anne insgeheim über mich schmunzelt. Aber in einer Ferienwohnung eine Bad-(und Klo-)tür aus Milchglas einzubauen, muss doch nicht sein, oder? Ansonsten war die Wohnung ganz nett, außer dass vor dem Schlafzimmerfenster dauernd Menschen vorbeigingen und man es deshalb immer geschlossen halten musste. Uuund wir haben unser Auto „verlegt“. Bei der Ankunft stieg die nette Gastgeberin beherzt auf die Rückbank und dirigierte zum Haus ihrer Mutter, wo wir parken sollten. Hätten wir uns mal den Standort markiert, denn als wir es nach dem Auschecken zwei Tage später alleine wiederfinden wollten, waren wir ziemlich aufgeschmissen. Zum Glück schickte sie uns per App die Adresse, so dass wir es dann doch noch gefunden haben. Airbnb-Skurrilitätsfaktor: 4 von 5
Stopp 7: Zadar / Die süßesten Leute
Die Wohnung, in der wir in Zadar eine Nacht verbracht haben, war mit Sicherheit die bescheidenste auf unserer Reise – inklusive heftig zerbrochener Scheiben im Treppenhaus und dem Blick in einen düsteren Hinterhof. Doch zugleich war die Gastgeber-Familie einfach so süß, dass wir völlig hin und weg waren. Er ein junger Künstler, der in dem winzigen Zwei-Zimmer-Apartment in Zadards Kneipenviertel aufgewachsen ist, sie eine unheimlich herzliche junge Mutter in Pluderhosen – und dann war da noch der kleine Sohn, der erstmal die Hose runterließ und an einen Busch pieselte, während seine Eltern uns vor dem Haus begrüßten. Die beiden haben uns auch noch den Kühlschrank aufgefüllt, damit wir uns so richtig wohlfühlen, und uns eine kleine Tour mit vielen Empfehlungen gegeben. Anne und ich waren uns einig: Wenn wir in Zadar leben würden, wären wir gerne mit dieser zuckersüßen Familie befreundet. :) Airbnb-Skurrilitätsfaktor: 2 von 5
Stopp 8: Zagreb / Welcome to the Jungle
Okay, ganz so nett wie auf dem Airbnb-Foto (links) war die Wohnung in Zagreb in Wirklichkeit nicht. Hohe Decken, ziemlich kalt (meine Wäsche hing zwei volle Tage auf der Leine und war immer noch feucht), die Dusche eine grün gekachelte Hölle und alles etwas schmuddelig. Und auch der Eingang und das Treppenhaus waren mal wieder eine Herausforderung für die deutschen Nerven. Aber man gewöhnt sich ja an alles – und nach so vielen furchtbaren Treppenhäusern war mir das dann auch schon egal. Beängstigend und cool zugleich war ein winziger Aufzug mit Klapptüren, mit dem wir in den dritten Stock gerüttelt wurden. Einchecken ging mit Code und im Treppenhaus in einer Box hinterlegtem Schlüssel, die Gastgeberin war per App gut erreichbar und hat sich schnell gekümmert, wenn etwas fehlte. Und Zagreb an sich war so zauberhaft, dass wir sowieso die ganze Zeit draußen unterwegs waren. Auch frühstücken wollten wir lieber auswärts in einem der schnuckeligen kleinen Cafés – und das, nachdem wir eigentlich fast die ganze Reise morgens Selbstversorger waren. Zum Schlafen war’s völlig okay, gemütlich geht aber anders. Airbnb-Skurrilitätsfaktor: 3 von 5
Mein Fazit: Auf dieser Reise bin ich zum Airbnb-Fan geworden. Es fühlt sich einfach anders an, eine echte Wohnung in einem echten Haus mit echten Nachbarn zu bewohnen, statt in diesem merkwürdigen Hotel-Zwischenuniversum zu existieren, in dem keiner daheim ist. Ich werde sicher noch sehr oft über Airbnb buchen und schäme mich ein bisschen dafür, dass ich mich all die Jahre so dagegen gesträubt habe. Unsere Reise wäre nicht die gleiche gewesen, hätten wir nicht all diese netten, lustigen und verrückten Erfahrungen gemacht. Falls Ihr Links oder Adressen zu einem der Apartments haben wollt, schreibt mir gerne.