Mein schlimmster Albtraum: Die total missratene Lesung

Da ist er wieder, mein schlimmster Albtraum. Ich kenne ihn schon aus den Phasen zwischen den Lesungen aus meinem ersten Buch – und auch vor der glueckskind-Premierenlesung hat er mich mit Regelmäßigkeit nachts heimgesucht.

Es ist immer das Gleiche. Der Traum beginnt damit, dass ich auf dem Weg zu einer Lesung bin (oder kurzfristig entdecke, dass ich einen Termin total vergessen habe und sofort los muss, um es überhaupt noch zu schaffen) – und feststelle, dass ich mein Lesungsexemplar nicht dabei habe. So mancher Leser dieses Artikels meint nun vielleicht, dass sich eine Lesung doch auch mit jeder anderen beliebigen Ausgabe von glueckskind bestreiten lässt. Aber das stimmt nicht. Ich BRAUCHE mein Lesungsexemplar, denn darin sind nicht nur alle Stellen mit neonfarbigen Aufklebern markiert, sondern darin habe ich mir auch Erinnerungen und Regieanweisungen notiert – und nicht zuletzt habe ich auch Silben, die ich beim Lesen gerne mal verschlucke oder verwurschtele, unterstrichen, um besonders auf sie zu achten. Und völlig aufgeschmissen wäre ich ohne meine Karteikarten, auf denen der gesamte Ablauf geschrieben steht. Wenn man sowas täglich macht, hat man es vielleicht irgendwann verinnerlicht, aber dafür sind die Lücken zwischen unseren Auftritten einfach zu groß.

Letzte Nacht war er nun also wieder da, dieser bescheuerte Traum. Diesmal war die Kulisse die Transnormal-Boutique von Manuela Mock, in der wir am 9. März ja auch tatsächlich unseren nächsten Auftritt haben. Im echten Leben ist das Transnormal ein schnuckeliger kleiner Laden im Bahnhofsviertel, in meinem Traum allerdings war es ein Grand-Hotel über mehrere Geschosse (liegt vielleicht an den opulenten Kronleuchtern), mit großem Veranstaltungssaal und jeder Menge schlecht gelaunten Zuschauern.

Auch diesmal hatte ich wieder mein Lesungsexemplar und meine Karteikarten vergessen, aber ich hatte noch genug Zeit, um zurückzufahren und sie zu holen. Man könnte meinen, dass der Albtraum damit dann abgebogen wäre und alles seinen normalen Gang geht. Aber nein, so einen Albtraum hat man ja nicht ohne Grund, da sind ja noch die Versagensängste, die raus müssen. Und so passiert dann immer das Gleiche: Ich komme abgehetzt dort an, immerhin mit meinen benötigten Unterlagen, und stelle sehr schnell fest, dass die Stimmung im Saal irgendwie feindselig ist. Ich fange an mit meinem Programm, aber die Leute schwätzen laut, nichts funktioniert, ich verhaspele mich, lese die falschen Stellen vor, muss nochmal von vorne anfangen, die Stimmung wird immer genervter, Micha passt nicht auf und vergisst, seine Lieder zu spielen, ich verliere die Nerven und schreie die Leute an. Letzte Nacht gab es dann sogar noch eine neue Variante:  Plötzlich war mein ganzes Buch auf Englisch und ich versuchte verzweifelt, während des Lesens simultan zu übersetzen und mich an das zu erinnern, was ich ursprünglich mal auf Deutsch geschrieben habe.

Vor der Premierenlesung habe ich das alles noch in einer netten kleinen Variation geträumt: Ich fange an, stelle aber AUF DER BÜHNE fest, ich habe nichts dabei, renne von der Bühne und hetze heim, um meine Sachen zu holen – und als ich wiederkomme, sind die, die noch da sind, so in ein Gespräch vertieft, dass sie überhaupt keine Lust mehr auf eine Lesung haben, sondern sich lieber weiter unterhalten wollen.

Mir ist klar, dass das Versagensängste sind, und wahrscheinlich ist das auch ganz normal; immerhin ist es ja schon belastend, vor vielen Menschen aufzutreten und etwas vorzutragen. Aber der Traum nervt mich, weil er so anstrengend ist. Mittlerweile kenne ich ihn immerhin so gut, dass ich mir selbst sagen kann: Das ist doch wieder dieser Traum, du musst das nicht durchstehen, sondern kannst auch aufwachen. Trotzdem würde ich lieber darauf verzichten.

Kennt Ihr solche Träume auch? Was soll ich tun?

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