
Bad Dürkheim ist nicht weit weg. Etwas mehr als eine Stunde mit dem Auto von Frankfurt. Und doch hat sich diese erste kleine Reise in Corona-Zeiten ein bisschen so angefühlt, als würde man auf den Mond fliegen. Wie muss das erst sein, mit all diesen Hygiene-Bestimmungen ein Flugzeug zu besteigen? Bilder von Passagieren mit Gesichtsschilden UND Mund-Nase-Masken tauchen ja momentan überall in den sozialen Medien auf. So sehr ich mich nach dem Meer, nach Spanien, Griechenland und Co sehne – ich weiß nicht, ob ich unter diesen Bedingungen wirklich reisen möchte. Deshalb war dieses Wochenende ein interessanter Testlauf. Mein Fazit lest Ihr unten.
Und nun ohne weitere Umwege zu den sieben Reise-Situationen, die sich in Corona-Zeiten ganz anders anfühlen.
1. Das Buchen
Eigentlich wollten wir ursprünglich gar nicht nach Bad Dürkheim. Als wir uns nach den ersten Lockerungen dazu entschieden haben, ein Wellnesswochenende zu buchen, hatten wir uns eigentlich für ein Hotel im Westerwald entschieden. Aber uns war auch klar, dass niemand die weitere Entwicklung vorhersagen kann. Deshalb waren uns die Stornierungsbedingungen superwichtig. Gut so, denn als ich zwei Tage vor der Anreise dort nochmal anrief, erfuhr ich (erst auf telefonische Nachfrage), dass der komplette Sauna-Bereich aufgrund der Auflagen komplett geschlossen war. Wir stornierten also – und meine Freundin klemmte sich dahinter, eine Alternative zu finden. Da es uns egal war, wo wir hinfuhren, Hauptsache Ruhe, Sauna und Natur ohne endlose Autofahrt, fanden wir mit ein bisschen Suchen zum Glück eine schöne Alternative.
2. Das Kofferpacken

Nach meinen Reisen nach Kroatien und Rom und den ganzen Geschäftsreisen im letzten Jahr hatte ich sowas wie das goldene Abzeichen im unkomplizierten Packen. Ich nahm wenig mit, wusste genau, was wichtig und was verzichtbar war – und brauchte selbst für zwei Wochen nur das, was in einen Handgepäckskoffer passt. Dank der Routine bereitete mir das Packen keine schlaflosen Nächte, Listen brauchte ich schon lange nicht mehr. Und auch kein Post-it auf dem Koffer, am Morgen vor der Abreise unbedingt an Tabletten und Ladekabel zu denken. Diese Fähigkeit scheine ich allerdings in den Monaten seit Beginn der Corona-Krise komplett eingebüßt zu haben. Als ich nun zum ersten Mal wieder gepackt habe, war ich nervös. Ich musste lange überlegen, immer wieder umpacken, immer wieder bewusst Dinge herausnehmen und mich selbst beruhigen, dass ich genug habe. Und das nervt mich. Ich weiß, dass mit häufigeren Reisen auch die Routine zurückkommt – aber trotzdem hasse ich es, mich bei so etwas Stumpfsinnigem wie Kofferpacken unsicher zu fühlen.
3. Die Lobby
Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, könnte man die Corona-Krise glatt vergessen. Doch sobald man am Hotel ankommt, fällt es einem wieder ein. Weil überall Spender mit Desinfektionsmittel stehen. Weil die Rezeptionisten von Plastikscheiben vor den Spucktröpfchen der Gäste geschützt werden. Und weil sich überhaupt alles anders anfühlt. Dazu gehört, dass in allen öffentlichen Bereichen eine Mund-Nasen-Maske zu tragen ist. Also in der Lobby, im Aufzug, in jedem Flur, kaum dass man das Zimmer verlässt. Im Supermarkt und anderen Läden habe ich mich mittlerweile daran gewöhnt, aber weil es etwas Neues für mich war, mich in Corona-Zeiten in einem Hotel aufzuhalten, fühlte sich das schon etwas ungewohnt an. Trotzdem gibt es einem ein gutes Gefühl, dass so penibel auf die Einhaltung der Regeln geachtet wird.
4. Das Hotelzimmer
Wer schonmal mit mir unterwegs war, weiß vielleicht: Ich finde Hotelzimmer irgendwie eklig. Allein darüber nachzudenken, wie viele verschiedene Leute ihre Köpfe schon auf die Kissen gebettet oder auf dem Klo gesessen haben, lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen. Deshalb desinfiziere ich die Flächen, die ich berühre, kurz, sobald ich ankomme. Das finden viele meiner Reisegenossen etwas phobisch, aber mir geht’s drum, dass ich mich wohlfühlen kann. Diesmal habe ich das zum ersten Mal seit langem nicht gemacht. Warum? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mit all dem Desinfektionsmittel überall auch gründlicher geputzt wird. Und außerdem habe ich mich durch Corona erstmals damit beschäftigt, wie lange sich Viren auf Oberflächen eigentlich halten: in den meisten Fällen gar nicht so lang.
5. Die Zimmernachbarn
Wir hatten ein ziemlich lautes Pärchen neben uns, das abends gern lang auf dem Balkon saß und sich lautstark unterhielt. Ich glaube, das lag nicht unbedingt daran, dass sie chronisch rücksichtslos sind, sondern mehr daran, dass in der aktuellen Zeit niemand denkt, Hotels seien gut gebucht. Stattdessen hält man sich für einen „Ausnahmegast“, der ein ganzes Stockwerk für sich hat. Man fühlt sich vielleicht etwas privater, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Doch offenbar sind manche Hotels auch jetzt gerade gut ausgelastet.
6. Am Frühstücksbüffet

Man glaubt es nicht, aber es gibt in Hotels nach wie vor Frühstücksbüffets. Die funktionieren allerdings etwas anders als gewohnt. In unserem Fall gab es ein assistiertes Büffet, das heißt, man stand mit Maske brav in der Schlange an – und vorne angekommen bekam man eine Assistenz zur Seite gestellt, der man sagen konnte, was sie auf den Teller laden sollte. Das funktionierte zwar ganz gut, allerdings verkürzte das die lustvollen Was-will-ich-essen-Überlegungen doch ganz schön.
7. Unter Leuten
Wer in diesen Zeiten in ein Restaurant geht, muss sich darauf verlassen können, dass Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden. In dem griechischen Restaurant, in dem wir am Freitagabend waren, funktionierte das zunächst sehr gut. Bis die Chefin beschloss, einen abgesperrten Tisch doch freizugeben, um keine Gäste abweisen zu müssen. Plötzlich fühlte sich das Restaurant sehr voll an – zu voll. Das war unangenehm. Wie verhält man sich in einer solchen Situation? Im Zweifel wahrscheinlich zahlen und gehen, aber das will man ja irgendwie auch nicht. Ich wundere mich darüber, dass mich diese Überschreitung der Abstandsregeln in dem Moment so gestört hat. Offenbar bin ich doch dünnhäutiger mit Corona, als ich dachte. Oder liegt es nur daran, dass ich mich so an diese Sicherheitsregeln gewöhnt habe, dass jede Überschreitung mich sofort alarmiert? Und wenn das der Fall ist, wie lange wird es in einer Post-Corona-Welt dauern, bis ich mich ohne Maske und Abstand wieder sicher fühle? Am Anfang der Pandemie war ich ganz cool, wunderte mich über die Panikmache und ging trotzdem noch überall hin. Doch wie ist es jetzt? Macht das Ganze am Ende doch mehr mit mir, als ich dachte? Laut Corona-App hatte ich bisher keine Risiko-Begegnung, aber ich bin gespannt, wie sich das in den nächsten Tagen noch entwickelt.
Mein Fazit dieser ersten Reise in Corona-Zeiten:
Es war schön, mal wieder unterwegs zu sein und etwas anderes zu sehen. Doch ich fühle mich insgesamt unsicher mit der Situation. Mal ins Restaurant zu gehen ist total schön, aber wer reist, geht dauernd essen – und das ist dann schon ein bisschen viel, vor allem, wenn nicht überall die Regeln eingehalten werden. Dieses Wochenende war ein ganz guter Testlauf, um herauszufinden, ob eine größere Reise für mich schon klar geht. Ich muss sagen: Momentan fühle ich mich daheim unterm Strich sicherer. Deshalb buche ich jetzt erstmal keine Urlaubsreise für diesen Sommer.
Wie seht Ihr das? Habt Ihr seit der Corona-Lockerung schon erste Reiseerfahrung gesammelt?
Wenigstens überhaupt einmal etwas Bewegung, – das ist ja ein Anfang. Wohin.kann ja niemand wissen. Es aber mitzuteilen, ist doch schön, dazu mit Bildern. In dieaer Zeit gibt es keine einfachen Lösungen. 🌸🍃